Die Gartenbahnanlage in der Anfangszeit
Links im Bild der erste 2-ständige Lokschuppen, der später von jungen Vandalen beschädigt wurde
und dann ganz abgerissen werden musste. In der Mitte der gerade zum Pflastern vorbereitete Weg.
Am rechten Bildrand der ehemalige Tennisplatz, der jetzt in das Gartenbahngelände eingebunden ist.
Erbauer der Anlage und der Eisenbahnmodelle:
Karl – Heinz Jung (* 06.05.1928 † 24.04.2008 )
ehemaliger Mitarbeiter des AW Kaiserslautern
Herr Karl-Heinz Jung, arbeitete seit 1945 als Schlosser im Bundesbahn-Ausbesserungswerk
in Kaiserslautern. Seine Liebe zu Lokomotiven war so groß, dass er auch in seiner Freizeit
damit begann, Lokomotiven zu bauen. 1957 entstanden erste Modelle im Maßstab 1:20.
Schon bald stellte Jung fest, dass dieses Maß zu groß war und die Werkstoffe Eisen, Blech
und Holz unvorteilhaft. Er arbeitete dann mit Kunststoff und baute im Maßstab 1:32. Die
Anlage sollte in seinem Vorgarten stehen und dort fahren. 1973 ging die Anlage in Betrieb
und die Zeitung „Die Rheinpfalz” berichtete darüber.
Da Modelle im Maßstab 1:32 auch im Fachhandel zu kaufen waren, verloren diese Modelle
für Jung ihren Reiz. Als er im Verkehrsmuseum in Nürnberg eine Lokomotive der Baureihe 23
im Maßstab 1:5 sah, reifte in ihm der Gedanke, ebenfalls ein solches Modell zu schaffen,
mit einer Länge von etwa 4 m. Herr Jung besorgte sich die Übersichtspläne der Baureihe 24,
die von 1928 – 1939 gebaut worden war. Er begann 1973, schweißte, sägte, schmiedete,
bohrte, schliff, feilte und montierte in jeder freien Minute. 1975 war die Lok dann fertig.
Gern hätte er sie unter Dampf gesetzt, aber dies wäre zu teuer geworden. So wurde
ein Elektromotor eingebaut, der von 2 Batterien gespeist wird. Nun fehlten noch
Schienen. Auch diese baute er und zwei offene Personenwaggons zur Beförderung.
Von 1976 – 1978 wurde ein weiteres Modell von ihm angefertigt, die PT 3/6 mit einem
Gewicht von 14 Zentnern. Das dritte Modell, die P8, wurde im Zeitraum von
1981 – 1985 gebaut. Rechtzeitig zum Start der Gartenbahnanlage in Börrstadt.
Der Gemeinderat Börrstadt hatte sich 1980 entschieden, eine Sport- und Freizeitanlage
neben der Gemeindehalle zu erstellen, um die Attraktivität des Ortes zu erhöhen. Man bot
Herrn Jung die Fläche hinter der Gemeindehalle an, um ihm die Möglichkeit zu geben, sein
Hobby einem breiten Publikum vorzustellen. Jung verlegte mit Unterstützung von Helfern
rund 200 m Gleise, Spurweite 300 mm, er baute eine Brücke und Wege, einen beschrankten
und einen unbeschrankten Bahnübergang, einen Bahnhof, Lokschuppen, Bahnwärterhäuschen,
Windmühle, Stellwerk, Drehscheibe und Tunnel.
1987 begann er zudem eine Güterlok der Baureihe 56 (Preußische G8.2) zu bauen, und 1991 die
Diesellok der Baureihe 218, die 1993 in Fahrbetrieb genommen wurde. Insgesamt wurden
von Herrn Jung 5 detailgetreue Lokomotiven im Maßstab 1: 5 gebaut. Die Lokomotiven
haben ein Gewicht von 250 – 400 kg.
Herr Jung war seit 1985 für die Gartenbahnanlage Börrstadt verantwortlich. Gemeinsam mit
seiner Frau erledigte er die Pflege und fuhr die Gartenbahn im Sommer an jedem 2. Sonntag.
Die Fahreinnahmen wurden für Erweiterungen und Reparaturen verwandt. Nach dem Tod
von Frau Jung wurde auch Herr Jung krank. Im Jahr 2000 fuhr er letztmals. Danach war die
Gartenbahnanlage verwaist, die Lokomotiven fahruntüchtig.
Im Frühjahr 2002 startete die damalige Ortsbürgermeisterin von Börrstadt, Frau Elsbeth Schmitz,
einen Aufruf an Gartenbahn-Interessierte, um die Gartenbahn von Börrstadt wieder in Betrieb
zu nehmen. Da sich genügend Personen meldeten, konnte zum einen zumindest eine
Lokomotive wieder fahrtüchtig gemacht werden und die anderen Helfer kümmerten sich um
die Anlage. Schwellen mussten ausgetauscht werden, die Windmühle und ein weiteres kleines
Häuschen und der Tunnel, waren verwittert, das Holz morsch. Sie wurden abgerissen. Am
27. Juni 2002 fand dann die Gründungsversammlung für den Börrstadter Gartenbahnverein
statt. In seiner Satzung setzt sich der Verein das Ziel der Pflege und Erweiterung der
Gartenbahn Börrstadt mit den darauf befindlichen Anlagen. Die Gartenbahn soll als einmaliges
kulturelles Erbe erhalten werden. Der Verein ist anerkannt gemeinnützig.
Im Fahreinsatz:
Dampflok preuß. P8 (38 1423)
Dampflok pfälz. / bayr. Pt 3/6 ( BR 77.1)
Diesellok BR 218 395 – 2
In der Ausstellung:
Dampflok BR 24 010
Dampflok preuß. G 8.2 ( BR 56.20-28 ) befindet sich im Schulgebäude.
Die Personenbeförderung erfolgt in Personenwaggons und offenen Güterwaggons. Seit dem
Jahr 2002 wird die Gartenbahn vom „Börrstadter Gartenbahnverein” – ( BGB ) betreut.
Die Gartenbahn ist bundesweit die einzigste Modellbahn in dieser Größe ( M 1:5 ) mit Personenbeförderung !